Erkrankungen der Hauptschlagader | Kardiologie Zürich
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ERKRANKUNGEN DER HAUPTSCHLAGADER

BAUCHAORTENANEURYSMA

Bei der behandlungsbedürftigen Ausweitung der abdominalen oder thorakalen Aorta (Aortenaneurysma) kann in etwa 80% aller Fälle alternativ zur konventionellen offenen Operation eine endovaskuläre Stentgraft-Implantation (minimalinvasives Verfahren) durchgeführt werden. Dabei werden in Spinal- oder Lokalanästhesie in der Leistenregion die Femoralarterien punktiert oder freigelegt. Durch diesen Zugang können über Einführschleusen die zusammengepressten und durch eine Hülle oder einen Faden geschützten Prothesenteile (Nitinol-Stent mit eingenähter Dacron- oder PTFE-Umhüllung) durch die Beckenarterien in die Aorta vorgeschoben werden. Die korrekte Positionierung erfolgt unter Durchleuchtungskontrolle und die Freisetzung der Gefässprothese erfolgt durch Entfernung der Hülle oder des Fadens. Das Aneurysma ist ab diesem Moment aus der Zirkulation ausgeschlossen, da das arterielle Blut durch das eingesetzte Y-förmige Rohrsystem in die Beckenarterien strömt.

Die unmittelbare operative Erfolgsrate (= technisch erfolgreiche Stentgraft-Implantation mit vollständigem Ausschluss des Aneurysmas aus der Zirkulation) beträgt bei guter Indikationsstellung 95–100%. Um eine Stentgraft-Implantation durchführen zu können, sind einige Voraussetzungen zu beachten:

  • genügend langer, nicht sich konisch erweiternder infrarenaler Aorten-«Hals» (10–20 mm)
  • Angulation zwischen infrarenalem Hals und Aneurysma-Achse 60°
  • keine ausgeprägte Schlängelung und gleichzeitige schwere Verkalkung der Iliacalgefässe; vernünftiges Kaliber der Aa. iliacae ext.
  • Einverständnis des Patienten nach ausführlicher Information (inkl. notwendige Nachkontrollen mit CT oder Ultraschall)
  • Team-Arbeit (Gefäss-Chirurg / Gefäss-Interventionalist / Anästhesist / OPS / Katheterlabor)
  • sorgfältige präop. Abklärung (Spiral-CT und Angiographie mit Kalibrationskatheter

Die Mortalität und Morbidität aufgrund des Eingriffs ist im Vergleich zur konventionellen Operation (Graftersatz der Aorta durch Laparatomie) deutlich kleiner und die Hospitalisationsdauer erheblich kürzer. Demgegenüber steht die Tatsache, dass bei etwa 10 % (–20 %) im mittel- und langfristigen Verlauf mit Re-Interventionen zu rechnen ist (zumeist wegen erneuter Perfusion in den Aneurysmasack). Jedoch sind diesbezügliche Daten aus sogenannten Implantations-Registries wegen der grossen Zahl der teilnehmenden Zentren, der unterschiedlichen verwendeten Prothesen-Modelle und der stetigen Verbesserungen der Methodik sehr unterschiedlich, teils bereits veraltet und deswegen differenziert zu betrachten.

Wir behandeln am HerzZentrum seit 1998 AAA-Patienten bei entsprechenden Voraussetzungen (geeignete Aneurysma-Morphologie, allenfalls erhöhtes Risiko für konventionelle Operation, umfassende Aufklärung und Einverständnis) mit der endovaskulären Methode und haben bisher über 220 Stentgrafts implantiert (primär erfolgreich bei 99,6 %). Die Spitalmortalität beträgt 0,4 %, die durchschnittliche Dauer des Spitalaufenthalt nach dem Eingriff 2,4 Tage. Im bisherigen follow up (6,5 Jahre) ist eine Ruptur aufgetreten und es wurden 12 Re-Interventionen notwendig (zweimal konventioneller Graftersatz). Alle Patienten werden regelmässig nachkontrolliert (je nach Befund alle 1–3 Jahre mit Angio-CT oder Ultraschall). Die Indikation zur endovaskulären Versorgung sollte sehr sorgfältig und interdisziplinär gestellt werden, da nur mit einer minutiösen Vorabklärung und Planung (v.a. Patienten-Selektion, Prothesenwahl und Graftdimensionen) die sehr guten Langzeitergebnisse optimiert werden können.