Minimalinvasive Mitralklappenrekonstruktion

Die Herzchirurgie hat sich in den letzten 20 Jahren einem ungeheuren Wandel unterzogen. War sie im letzten Jahrhundert noch zum grössten Teil die einzige Therapieform, die eine sofortige strukturelle Hilfe und Veränderungen am Herzen bewirken konnte, so ist sie in den letzten 20 Jahren durch die enorme Entwicklung der interventionellen katheterbasierten Verfahren in der Kardiologie herausgefordert worden.

Die Erfolgsgeschichte der Herzchirurgie wurde mit der Einführung von minimalinvasiven Verfahren allerdings fortgesetzt: immer kleinere und schonendere Zugänge und bessere Verträglichkeit der Eingriffe steigerten den jeweiligen Goldstandard in der Behandlungsqualität, den man am besten an der Reduktion der Sterblichkeit und der Komplikationen trotz stetig älter und kränker werdenden Patienten erkennen kann.

Durchstechen des zu implantierenden Mitralringes
Durchstechen des zu implantierenden Mitralringes

Mitralklappenchirurgie im Wandel

Nirgends lässt sich die Entwicklung so gut nachvollziehen wie in der Therapie von Mitralklappenerkrankungen. Früher gehörten Operationen an der Mitralklappe auf Grund der damit verbundenen hohen Sterblichkeit mit zu den gefürchtetsten herzchirurgischen Eingriffen. Sowohl das über Jahrzehnte gewonnene Verständnis über den Krankheitsverlauf und die möglichen Risiken bei abwartender Haltung, die enorme technologische Entwicklung in der Bildgebung mit verbesserter Diagnostik als auch der Einfluss von klappenerhaltenden, schonenden, hochmodernen Rekonstruktionstechniken haben die Mitralklappenchirurgie zu einem der sichersten Eingriffe gemacht.

Voraussetzung dafür ist neben einem optimalen Timing der Operation auch die erforderliche Kompetenz des Operateurs, der mit seinem Verständnis für die Komplexität und ihre krankhaften Veränderungen die Mitralklappe wieder in einen der Natur entsprechenden funktionalen Zustand zurückzubringen vermag.

Wenn immer medizinisch und anatomisch möglich und vertretbar sollte der Eingriff mittlerweile minimalinvasiv erfolgen. Hierbei wird im Gegensatz zur konventionellen Operation das Brustbein nicht eröffnet.

Am HerzZentrum verwenden wir ein spezielles 3D-Endoskop, das es ermöglicht, über einen 3-4cm grossen Zugang am unteren Pol der Brustwarze (periareolärer Zugang, siehe Bilder) durch einen kleinen Spalt zwischen der 4. und 5. Rippe die Mitralklappe zu erreichen.

Der periareoläre Zugang zur Mitralklappe

Dieser minimierte Zugang (Schlüssellochtechnik) wird nur als Arbeitskanal für die Instrumente und Implantate benutzt. Der Chirurg wie auch alle anderen Anwesenden schauen dabei mit 3D-Brillen auf grosse Bildschirme, auf denen jedes kleinste Detail der Klappe in höchster Auflösung zur Geltung kommt. Die Sicht sowohl auf Strukturen im Vorhof, die Klappe selbst als auch in die dahinter liegende linke Herzkammer ist mit einem 3D-Endoskop exzellent.

Der eigentliche Eingriff an der Klappe unterscheidet sich dabei nicht von der Operation mit Eröffnen des Brustbeines.

Wurden über viele Jahrzehnte Mitralklappen mit Resektion bzw. Entfernen von erkrankten Segelanteilen repariert, kommen in den letzten Jahren mehr und mehr segelerhaltende Strategien (respect rather than resect) zur Anwendung.

Durch den minimalinvasiven Eingriff bleibt die Wundfläche klein, der Brustkorb stabil, der postoperative Heilungsverlauf ist beschleunigt und der Patient kann das Spital deutlich früher verlassen.