Im Gespräch mit Alberto Weber

PD Dr. med. Alberto Weber arbeitet seit Juni 2018 im HerzZentrum und ist spezialisiert auf Herz-, und thorakale Gefässchirurgie Er ist zudem einer der wenigen Chirurgen, die in der Schweiz mit dem Da Vinci Roboter am Herzen operieren.

Wie haben Sie sich im HerzZentrum eingelebt?

Ich hatte schon zu Beginn ein gutes Grundgefühl, das sich in der Folge bestätigte. Man spürt das feu sacre: Kollegialität und Gemeinschaftsgefühl, ethisches Bewusstsein und Qualität bei den Leistungen werden grossgeschrieben.

Eines Ihrer fachlichen Schwerpunkte ist die Klappenchirurgie: Welche der vier Herzklappen beim Menschen muss eigentlich am ehesten ersetzt werden - und warum?

Eingangs möchte ich festhalten, dass dem Erhalt einer Herzklappe Priorität zukommt. Das hat viele Vorteile für die Patienten. Bei einer Reparatur müssen sie zum Beispiel oft keine Blutverdünnungsmittel mehr einnehmen. Auch sind Patienten nach einer klappenerhaltenden Operation weniger anfällig für Infekte. Eine Reparatur weist zudem den Vorteil auf, dass Geräusche wegfallen. Manche Patienten hören störende Geräusche bei einer Prothese. Ich bin also für die Rekonstruktion einer Herzklappe, sofern diese Massnahme längerfristig Erfolg verspricht. Man darf davon ausgehen, dass die Natur alles viel besser macht als der Mensch. Vergleichen Sie einen Vogel mit einem Flugzeug. Zu Ihrer konkreten Frage: Die häufigste Klappe, die man heutzutage noch operativ ersetzen muss, ist die Aortenklappe. Aber auch diese Klappe kann man häufiger, als man denkt, erhaltend operieren.

Warum ist das so?

Die Aortenklappe ist von allen Klappen am anfälligsten für Verkalkungen, übrigens oft von Geburt an. Immer wenn Kalk entfernt werden muss, sind die Resultate bei Reparaturen jedoch schlechter. Das ist mutmasslich auf Entzündungsprozesse zurückzuführen. Deshalb drängt sich bei der Aortenklappe, wenn sie verkalkt ist, eher ein Ersatz auf. Bei milden Verkalkungen können manchmal Techniken angewendet werden, die gute Resultate vollbringen. Eine andere Situation haben wir dagegen bei einer Aortenklappen-Insuffizienz, bei der sogenannten rinnenden Klappe. Bei dieser Subgruppe von Patienten kann sich das Reparieren einer Klappe durchaus auszahlen, also die bessere Option sein.

Früher waren operative Eingriffe am Herzen doch eine «Riesenkiste». Wie sieht das eigentlich heute aus?

Es hat sich sehr viel zum Positiven geändert, nicht nur, was die minimalinvasiven chirurgischen Techniken anbetrifft. Ich denke auch an die Anästhesie oder die Unterstützung der Herz-Lungen-Maschine. Alles ist derart optimiert worden, dass bei einer Herzoperation oft nicht mehr von einer «grossen Kiste» gesprochen werden kann.

Wann muss noch das ganze Brustbein gespalten werden?

Der häufigste Eingriff, den wir im HerzZentrum durchführen, ist die Bypass-Operation. Wenn alle drei Herzkranzgefässe von Arteriosklerose befallen, also verkalkt sind, ist die Bypass-Operation gemäss internationalen Richtlinien bei weitem die erfolgversprechendste Methode. Dabei ist das HerzZentrum auch europaweit von den Resultaten her an der Spitze (aus: The Quality Improvement Programm (QUIP) of the European Association of Cardiothoracic Surgery). Bei einem solch umfangreichen Fall muss das Brustbein jeweils gespalten werden, damit wir an das ganze Herz herankommen. Wir achten aber sehr darauf, dass ein derartiger Eingriff kosmetisch verläuft. Betonen möchte ich zudem, dass alle Chirurgen am HerzZentrum auf minimalinvasive Verfahren spezialisiert sind und diese anwenden, wenn der ebenbürtige Erfolg auch so möglich ist.

Sie sind auch auf dem Gebiet der Roboter-Technik stark aktiv. Was tut sich da?

Ich habe am Universitätsspital Zürich zum ersten Mal ein Klappenprogramm mit dem Da-Vinci-Operationssystem initiiert. Wir von Hirslanden sind heute die Einzigen in der Schweiz, die die Roboter-Technik Da Vinci in der Herzchirurgie anbieten. Präzision und der Bewegungsspielraum sind enorm und machen Da Vinci für einen Operateur sehr attraktiv. Mittlerweile können wir auch alle Herzklappen mit dem Da Vinci operieren. Mit Kollegen aus den USA (West Virginia University) haben wir auch laufende Projekte, um den Roboter weiterzuentwickeln.

Ich bin zudem an einer Schweizer Firma (www.coremedic.ch) beteiligt, die bei der minimalinvasiven Technik mit dem sogenannten Transkatheter-Verfahren weitere Fortschritte realisieren will.

Bis jetzt haben wir nur beruflich über das Herz gesprochen. Gibt es auch jemanden, dem Ihr Herz privat gehört?

Ja, ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder und ein spezielles soziales Netz, das ich als «circle of trust» bezeichne: Meine Schwester ist mit dem Bruder meiner Frau verheiratet und sie haben zwei Kinder; die Cousins sind also fast Halb-Geschwister...

Tun Sie persönlich auch etwas für ein gesundes Herz?

Ich bin leidenschaftlicher Segler. Im Winter gehen wir gerne Skifahren. Neuerdings spiele ich gerne im Piano-Club von meinem Vorgänger, Dr. Robert Siebenmann, Klavier.