Im Gespräch mit Aris Moschovitis

Dr. Aris Moschovitis arbeitet seit Anfang Oktober 2019 im HerzZentrum und ist in vielen Gebieten der Kardiologie tätig.

Wie haben Sie sich im HerzZentrum in diesen ersten Monaten eingelebt?

Sehr gut, es ist ein tolles Team. Ich bin seit vielen Jahren mit Roberto Tartini und Alberto Weber befreundet. Während des Jahres vor meinem Wechsel ins HerzZentrum führte ich viele Gespräche mit den Kollegen und spürte stets eine grosse Empathie und Hilfsbereitschaft mir gegenüber. Seit Oktober 2019 bin ich nun vor Ort und aktiv. Von Anfang an war ich komplett ins Team integriert und bin Teil einer aufgestellten Mannschaft geworden. Dieser gute Geist überträgt sich auch auf die Patienten und deren Behandlung.

Vor Ihrer Tätigkeit im HerzZentrum leiteten Sie mehrere Jahre ein Herzkatheterlabor. Was beinhaltet das alles?

Ich war beinahe 15 Jahre an der Universitätsklinik für Kardiologie im Inselspital Bern, der grössten Herzklinik der Schweiz, tätig. In den letzten 6 Jahren als Leiter eines der Herzkatheterlabors der InselGruppe AG.

Ein Herzkatheterlabor ist ein Ort, an dem die invasive Diagnostik am Herz durchgeführt wird, sowohl für geplante Untersuchungen als auch bei Notfällen. Die diagnostischen Befunde führen in einem hohen Prozentsatz zu einer gezielten katheterbasierten Behandlung, meistens direkt im Anschluss an die Diagnostik. Bekanntestes Beispiel ist die Diagnostik und Therapie der koronaren Herzkrankheit mit Implantation von Stent(s). Als Leiter eines Herzkatheterlabors ist man bestrebt, eine sachgemässe Funktion des Labors zu gewährleisten. Es ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, da sowohl medizinische wie technische, aber auch organisatorische Aufgaben zu lösen sind. Als Leiter trug ich dafür letztlich die volle Verantwortung. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit.

Heutzutage ist es meines Erachtens unabdingbar als Mediziner auch über organisatorische und ökonomische Skills zu verfügen, um einen guten «Job» zu leisten. Nun kommt diese Expertise dem HerzZentrums bzw. unseren Patienten zugute.

Sie haben auch an Innovationen mitgearbeitet. Können Sie dazu Näheres erzählen?

Eine akademische Laufbahn stand bei mir nie im Vordergrund. Ich hatte jedoch am Universitätsspital Vorgesetzte, die meine manuelle Geschicklichkeit erkannten und schätzten und mir dadurch ermöglichten in allen invasiven kardiologischen Gebieten mitzuwirken. Mit der Zunahme meiner Erfahrungen verlagerte sich mein Interesse immer mehr hin zu schwierigen, komplexen Interventionen und hin zu Interventionen bei Hochrisikopatienten. Mit dem Aufkommen katheterinterventioneller Therapien von Klappendefekten war ich von Anfang an in dieses Programm eingebunden und dann sogar an der Entwicklung von neuen Behandlungen beteiligt. Daneben war ich hauptverantwortlich für die Behandlung von Patienten mit chronisch verschlossenen Koronararterien, sog. CTOs.

Als praxiserprobter Interventionalist wurde mir das Ressort «Innovation» übertragen. Hier konnte ich Start-up-Firmen, die im Gesundheitsbereich neue Produkte entwickeln und auf den Markt bringen wollten, fachlich beraten und unterstützen. Solche Kooperationen mit der Industrie wurden auch von der Klinikleitung sehr unterstützt und gefördert. Ich arbeitete zum Beispiel an einem Projekt zur Entwicklung einer katheterbasierten personalisierten künstlichen Herzklappe mit. Anhand von Computertomographie-Bildern wurde das Implantat individuell an jeden einzelnen Patienten angepasst. Bei solchen ehrgeizigen Projekten bestand meine Aufgabe darin, zusammen mit den Ingenieuren Problemlösungen zu erarbeiten und schlussendlich das Produkt in die klinische Anwendung zu bringen. Solche Projekte helfen auch mit, neue Denkansätze bei «Alltags-Interventionen» zuzulassen.

Gibt es daraus spezifische Erkenntnisse, die Sie am HerzZentrum anwenden können?

Im Bereich «Strukturelle Herzerkrankungen» kann ich dazu beitragen, das Behandlungsangebot zu erweitern. Mit dem Begriff «Strukturelle Herzerkrankung» sind nicht nur Erkrankungen der Herzklappen gemeint, sondern auch zum Beispiel Defekte in der Scheidewand (PFO oder ASD). Zur Behandlung einer «Strukturellen Herzerkrankung» zählt auch der Verschluss des linken Vorhofohres bei Patienten mit Vorhofflimmern. Dieser Eingriff stellt in bestimmten Fällen eine Alternative zur oralen Antikoagulation dar.

Ein anderes Thema: Sie haben auch schon Eingriffe vor anderen Herzspezialisten durchgeführt?

Ja. Das waren Live-Übertragungen vor einem grossen Fachpublikum, wie zum Beispiel am PCR-Kongress in Paris. Dabei geht es vor allem darum, den Kollegen eine Intervention «lege artis» zu demonstrieren. Dazu gehören alle Aspekte einer Intervention wie Patientenauswahl, Vorbereitungsschritte, Material, pitfalls etc.

Selbstverständlich war es herausfordernd im Katheterlabor zu stehen, im Wissen, dass uns viele Leute über die Schultern schauen. Aber dank der Aufgabenteilung mit meinem damaligen Chef, Prof. Stephan Windecker, der den Eingriff vor Ort kommentierte, konnte ich mich voll und ganz auf die Intervention konzentrieren. Dieses strukturierte Arbeiten hat sicher viel zu unseren guten Endergebnissen beigetragen.

Bis jetzt haben wir nur beruflich über das Herz gesprochen. Gibt es auch jemanden, dem Ihr Herz privat gehört?

Ja, ich bin seit 2016 glücklich mit Anna M. verheiratet… auch wenn meine Frau der Meinung ist, ich sei mit meiner Arbeit verheiratet ☺

Und unternehmen Sie sportlich etwas für Ihr Herz?

Mit dem Wechsel von Bern nach Zürich vielleicht etwas zu wenig. Früher spielte ich Fussball mit einer Mannschaft in Bern, dem «FC Ticino», dann auch in einer Ärztemannschaft, deren Mitglieder sogar ein Nationalteam gründeten.

In den letzten Jahren habe ich vor allem Tennis gespielt.